A(r)men

Manchmal fällt mir das Beten schwer.
Ich kann mich dann nur schwer dazu aufraffen, den Tag auf diese Weise mit Gott zu beginnen oder mit Gott zu beenden. Ich tu es dann trotzdem, aber in solchen Tagen scheint es mir, als verkomme mein Beten zu einer Pflichtübung. Ohne dass sich was tut. Vielleicht will ich das Beten auch unzulässigerweise mit Gefühlen aufladen. Aber darf man beim Beten nicht erwarten oder darauf hoffen, dass man etwas dabei empfindet? Dass sich etwas in einem rührt? Denn ich kenne auch das andere: dass da etwas passiert, wenn ich bete. Dass da eine innere Gewissheit entsteht, Gott gerade begegnet zu sein.
Wo ich auf einmal verstehe.
Wo sich Puzzleteile meines Lebens zusammenfügen zu einem Ganzen.
Wo ich Spuren Gottes in meinen vergangenen Tagen entdecke, die mir zuvor verborgen waren. Ein Gefühl von „Komme, was mag – alles ist gut“. Aber manchmal fällt mir das Beten schwer.
Seit gestern wieder einmal nicht.
Denn ich habe Emilia getroffen.

Die kleine Emilia ist noch nicht zwei Jahre, aber sie ist gerne in der Kirche, erzählt mir ihre Mutter, da, wo „Gott wohnt“. Und sie betet. Und tut das offenbar auch gern. Wenn sie zu Ende gebetet hat, sagt sie „Amen“. ‚Amen‘ ist ja so etwas wie ein gesprochenes Ausrufezeichen. ‚So meine ich es!‘ ‚So ist es!‘
Emilia sagt eigentlich nicht „Amen“, sondern „Armen“. Dabei legt sie ihre Ärmchen um sich selbst. Zum Schluss ihres Gebetes eine Umarmung.
Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr bin ich berührt.
Wenn ich bete, könnte mir Gott so nahe kommen wie eine Umarmung. Seine Umarmung.

Psalm 139,5

Wenn ich bete, umarmt mich Gott.
Und wenn ich dann „Amen“ sage, dann noch einmal ganz fest. Damit ich getröstet, mutig, gelassen, fröhlich sein kann für alles, was vor mir liegt. A(r)men – so ist es!

Danke, Emilia!

2 Gedanken zu „A(r)men

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